Der Wasserbaum
Der Wasserbaum von Ockensen ist eine einmalige Kuriosität, wie man sie in Niedersachsen kein zweites Mal sieht.
Es handelt sich hierbei allerdings nicht um eine reine Naturerscheinung, sondern um ein Industriedenkmal im weitesten Sinne.
Seit 1904 betrieb der Sägemüller Hermann Meyer in Ockensen ein Sägewerk mit Holzhandlung.
Er fing das Wasser einer Karstquelle in einem Stauteich auf und benutzte es zum Antrieb einer Turbine mit Stromgenerator. Dazu brauchte er einen gleichmäßigen, starken Wasserdruck.
So baute Hermann Meyer aus vier etwa 12 cm breiten Brettern eine quadratische Röhre, die als Anzeige für den Wasserstand diente. Nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren, ist der Wasserstand im Rohr identisch mit dem Wasserstand im Teich.
Wenn der Wasserstand im Teich höher ist als die Oberkante des Rohrs, läuft Wasser über die Oberkante.
Das konnte der Besitzer von unten sehen, und wußte so ohne hinlaufen zu müssen, wenn der Teich voll genug war.
Sowie das aus dem Rohr quellende Wasser mit Luft in Berührung kommt, löst sich der Kalk und setzt sich als Sinter, auch Tuff genannt, ab.
Wenn sich dieser Vorgang über Jahrzehnte vollzieht, kommen Kalkmengen zusammen, wie sie den Wasserbaum von Ockensen heute einhüllen.
Auf dem Sinter haben sich auch Moose angesiedelt, die aber immer wieder vom Kalk überlagert wurden.
Bei näherer Betrachtung kann man in den Kalkablagerungen die Moosstruktur noch deutlich erkennen.
Wer das Dorf Ockensen sucht, findet es von der B1 bei Hemmendorf in Richtung Eschershausen abgehehend weiter über Salzhemmendorf und nach ca. 4 km rechts ab nach Ockensen.
Um zum Wasserbaum zu gelangen, muss man den Ort nach der Beschilderumg bis zum Fuß des Iths durchfahren.
Ganz in der Nähe des Wasserbaumes befindet sich ein naturgeschützter Karstquellsumpf, der mit einer artenreichen Flora aufwarten kann.